der Granit-Trail

 

Beginnend im malerischen Waldviertel - genauer gesagt im Städtle Gmünd - erstreckt sich der bestens beschilderte "Granit-Trail" südwärts bis zur Donau. Wir queren Dörfer und Täler, befahren Wald, Wies' und Flur und genießen vor allem die außergewöhnliche Ruhe inmitten des Landes nördlich der Donau.

Schlesingerteich bei Bärnkopf
Schlesingerteich bei Bärnkopf

 

Streckenlänge: gesamt ca. 150 km

Straßenbelag:  Asphalt, Kies & Schotter

Profil:               hügelig

Fahrtzeit:         gesamt ca. 8 h

Höchste Erhebung: ca 1000m

Höhenmeter:    ca 2000 

Der Granittrail – eine merkwürdige Reise!  11. - 13. August 2023

Reisebericht von Uwe Langeder & Roman Höbarth

Freitagabend, Punkt 18:00h. Es läutet an der Tür der Karl-Mayr-Straße Nummer 7. Es ist niemand geringerer als unser Chauffeur - der Grafik und Medien Designer Alexander „Berti“ Reindl mitsamt seinem fahrbaren Untersatz in Form eines roten Fiat Doblo (scherzhalber „roter Drache“ oder „red dragon“ genannt). Das Auto langsam aber stetig, somit eine perfekte Kombination für unser Vorhaben.
Bevor die Fahrt los ging, durfte der gelernte Bildhauer, Maler, Künstler und Hardcoremusiker Roman Höbarth noch einen sicheren Stand aus Holz für die Bikes bauen, damit diese im Anhänger nicht hin und her wackeln. 
Man(n) sah zu und hielt ihm die Schraube bis zur Vollendung.


Die Akteure des Geschehens:

meine Wenigkeit, mein Neffe David und Tourguide Uwe Langeder.


Viele Fragen lagen in der Luft:

Konnte man sich auf den Planer der Tour verlassen?

Konnte man ihm blind vertrauen, ohne einen Eingriff auf die Tour vornehmen zu müssen?

Würde die Psyche eines Jeden knapp drei Tage lang ohne Eskalation aushalten?

Fragezeichen über Fragezeichen.

Die Anreise

Wir satteln die Hühner und der rote Drachen zieht uns gemütlich, einer Reise mit einem alten Dampfer nicht unähnlich, in das nördliche Donauterritorium Waldviertel. Berti überzeugt als fokussierter Steuermann, was bei dieser Geschwindigkeit fast eine eigene Kunst darstellt ;) Es sollte kein Umfall passieren und somit Reisende als auch Bikes heil am Ziel ankommen.

 

Das Ziel der gemächlichen Fahrt: 20:00h - Ankunft in Gmünd, NÖ.

Dank Dr. GoogleMaps finden wir auf Anhieb die zuvor über Internet gebuchte Unterkunft und nach beziehen der Zimmer in den VURAL-Rooms (na gut, Geschmäcker sind verschieden, aber wir haben zumindest ein Dach über dem Kopf) genießen wir am Stadtplatz das außerordentlich gut geführte „Stadtwirtshaus Hopferl“. Uwe und ich freuen uns auf einen g‘schmackigen Schweinebraten, der für einen kraftvollen Start in die erste Etappe des Granittrails sorgen soll, unsere Vegetarier David und Berti gönnen sich gebackenen Emmentaler. Wir erfreuen uns
im Gastgarten des einigermaßen lauen Abends (nach drei Wochen Regenwetter), applaudieren den Akteuren des "Moonlightrun Gmünd" zu, trinken ein paar der heimisch gebrauten Hopfensäfte und begeben uns noch vor mitternächtler Stund zu Bette. Berti war froh, uns abgeliefert zu haben und fuhr mit gutem Gewissen zurück in die Heimat des unteren Mühlviertels.

 

Tag 1 – Granit-Trail Etappe 1

Nach der Morgenwäsche um 08.30 suchen wir frohen Mutes nochmals die Innenstadt von Gmünd auf, um ein ausgiebiges Frühstück im Bäckerei Pilz einzunehmen. Der Schweinebraten war schon verdaut, David jedoch hat seit der Morgentoilette mit seinem Magen zu kämpfen. Man wird sehen.

 

Start: 10:00h

Wir besteigen also unsere Alu/Carbon-Eseln und machen uns auf zur ersten Tagesetappe nach Arbesbach bzw. Pretrobruck. Das sollten in etwa 75km sein. Es ist schon ziemlich warm und der Tag verspricht ein sonniger zu werden. Als wir nach 10km abseitiger Landstraße die Stadt Weitra erreichen, übergibt sich der junge mutige Mountainbike-Enthusiast David überraschend akkurat am Hauptplatz in eine Grüninsel. Der gebackene Emmentaler dürfte ihn doch noch geplagt haben und der Leber/Gallentrakt packte noch seinen Grünstich mit dazu. Kurz steht für ihn die Weiterfahrt in Frage. Aber während Uwe nochmals die GPS Daten checkt und Roman (am öffentlichen WC) seine Blase entleert, schwingt er mit leicht flauem Magen seinen mit Wasser vollgepackten Rucksack auf den Rücken. Es scheint alles nach Plan zu verlaufen =)

So lassen wir Weitra – welch Frevel – hinter uns, ohne eines der wunderbar goldfarbenen Biere zu verköstigen. Unverzeihbar, aber wird nachgeholt ;)

Wir strampeln auf den ersten Wald- und Wiesenwegen, lauschen dem schrillen Pfiffe des Bussards und genießen den harzigen Geruch der Kiefernwälder, die sich in der angehenden Mittagssonne als gute Schattenspender erweisen. Die Feldwege sind trocken und gut befahrbar und von St. Martin bis nach Bruderndorf folgen wir einen schmalen Trail, welcher auch neben der Waldviertler Schmalspurbahn seinen Platz findet. Man hat das Gefühl als wäre man in British Columbia und jederzeit könnte sich ein Sasquatch in der Nähe befinden. Eines der schönsten Abschnitte der Tour. An einem kleinen Bahnhof (Bruderndorf Wasserstation) mitten im Wald, ruhen wir uns ein wenig aus. Roman bekommt seine Nackenbeschwerden zum Glück schön langsam in den Griff. David trinkt leider so viel Wasser, dass er die lebenswichtigen Mineralien im Nu aus seinem Körper schwitzt. Uwe isst wie immer seinen Haferriegel und trinkt einen Frucht-Quetschi dazu. Das reicht für mindestens die nächsten zwei bis drei Stunden. Unsere Körper wieder etwas mit Energie aufgefüllt ging die Reise wieder weiter.

Langschlag – ,,Wenn der Hormonhaushalt verrückt spielt“

Es geht weiter durch Wälder und Flure, über Brücken und Stege, auf Asphalt und Schotter. Über lässige Abfahrten und knackige Anstiege kommen wir schließlich zum Ort Langschlag, einem Dörfchen kurz vor Groß Gerungs. David hat den zweiten körperlichen Kräfteeinbruch und ist kurz davor, die Tour nun endgültig abzubrechen. Jedes erspähte Auto ist ein gedanklich potentielles Taxi nach Hause. Nach einer kleinen Besprechung unter sechs Augen entschließt er sich aber, die schnelle Route über die Bundestraße 38 zu nehmen. Roman und Uwe fahren auf ihren Hardtails den Granit Trail weiter nach Plan und man trifft sich wieder am Hauptplatz von Groß Gerungs, wo wir uns eine kräftige Cola-Zitrone-Trinkpause gönnen. Die Stimmung ist im Allgemeinen wieder sehr gut - nichts zwickt und drückt - alle drei sind im Saft des Spätnachmittags angekommen. Nun wieder zu dritt unterwegs auf dem Trail rückt das Hauptziel der ersten Etappe immer näher.

Endlose Weiten – ,,die Abkürzung“

Wenn man die Topographie des Waldviertels glaubt zu wissen, der wird eines Besseren belehrt. Kaum hat man den ersten Berg und die Abfahrt hinter sich, geht es den nächsten Scherhaufen wieder hinauf. Uwe, unser Tourplaner, hat eine kleine Abkürzung auf der Karte gefunden. Was auf der Karte aber nicht eingezeichnet war, sind die Höhenmeter. Naja, nach dem der Berg geschafft war (David ist schon ziemlich k.o. und Uwe wartet ca. 15min auf uns) gönnen wir uns eine lange Pause, sprechen über Finanzen, alte leistbare Autos und anderem Männerkram und steigen wieder auf unsere nicht motorisierten Zweiräder.

Der Höllfall – ,,Wo der Kamp uns nach Pretrobruck führte“

Die Sonne geht schon langsam unter und über den Fichtenwipfeln erblicken wir den Stockzahn des Waldviertels: Der Wehrturm der Burgruine Arbesbach. Das Rauschen wird immer lauter und wir befinden uns direkt neben dem großen Kamp. Laut Navi ist die erste Etappe bald geschafft!
Ein wunderschöner Trail, der sich über zwei kleine Holzbrücken schmiegt, führt zum Höllfall, wo der Kamp unterirdisch  durch mächtige Granitblöcke fließt. Riesige Steingiganten auf beiden Seiten des Wegs stehen Spalier
 abwärts im kleinen Tal. Wir biegen rechts auf den Güterweg Höllmühle ab und erreichen nach zwei Kilometern das Gasthaus Seidl in Pretrobruck, das direkt an der B124 liegt. Die erste Etappe ist erledigt.


Gasthaus & Pension Seidl - ,,Schlafen hilft beim Sparen“

Nach voreiliger Skepsis, was die Unterkunft betraf, kam Uwe aus dem Staunen nicht mehr raus. Das gebuchte „Genießerzimmer“ bietet ausreichend Platz für uns drei. Zu seiner Freude hatte er wieder ein Einzelzimmer, abgeschottet, um in Frieden die Nacht zu verbringen. Nach dem Beziehen der Zimmer und einer „genussvollen“ Körperpflege knurrt bereits der Magen und wir beschließen, schnellstens in die Gaststube des Wirtshauses zu marschieren. David beschloss nach (s)einem beschwerlichen Tage, sich vorerst noch hinzulegen und käme, so sein Plan, später nach. Daraus wurde nichts. Er schlief seinen Verdauungstrakt wieder gesund und ließ sich erst wieder am Frühstückstisch blicken ;) Uwe und ich aßen und tranken wie Profis nach einem Paris – Roubaix Eintagesrennen.

Tag 2 – Granit-Trail Etappe 2

,,Abkürzungen sind erlaubt“

Ausgeschlafen und frohen Mutes schwingen wir uns Punkt 09:30h bei bereits warmer Morgenluft auf die Mountainbikes und los ging der wilde Ritt über Wurzel und Fels durch das Tal des Lohnbachs. Auf den Treppen der kleinen Klamm dürfen wir unsere zweirädrigen Kompagnons dann tragen. Während das Wasser des Lohnbachfalls noch rauscht und das Tal sich bereits öffnet, nehmen wir die Fahrt weiter Richtung Schönbach auf.
Uwe gestaltet diese zweite Etappe etwas um und optimiert sie für unsere Zwecke. Also fahren wir anstatt Arbesbach / Altmelon von Pretrobruck, Lohnfall und über die L78 direkt nach und durch Schönbach. Dies ist eine Wegersparnis um mindestens eine gute Stunde. Nach einem etwas längeren Anstieg geht es wieder hinunter zum kleinen Kamp. Eine Forststraße bahnt sich ihren Weg durch einen endlos wirkenden Wald. Vorbei am Dürnberg Teich, der mehr einem See gleicht, erreichen wir den nächsten Ort Bärnkopf. Die Einkehrstube Wackelstein soll der Ort der Verpflegung sein und wir gießen uns ein ColaZitrone in unsere Schädel. Danach jedem das Seine: David gönnt sich ein Eis (das er mit Müh und Not vom Wirt erbetteln musste), Uwe schnappt noch ein Seiterl Bier und Roman genießt die mittäglich wärmende Spätsommersonne im Nacken.

Weinsberger Wald - ,,Rasch durchs Wolfsgebiet"

Vorbei am Schlesinger Teich geht es links, den Schranken vorbei, über eine etwas längere Forststraße zur Endlasmühle. Entlang der O/NÖ-Bundesländergrenze fahren wir auf der L171 auf direktem Weg nach Waldhausen im Strudengau, wo die grandiose Abfahrt endet und es etwas flacher wird. Wir fahren nun im Windschatten von David, welcher ordentlich Pace macht. Das taten wir auch mit Genuss =)  Nach Waldhausen entlang der L1436 nach St. Nikola an der Donau folgt der letzte und zugleich flachste Teil der Tour am Donauradweg in Richtung Perg. Für Uwe und mich ist die Tour ab Waldhausen geistig bereits beendet, da uns die folgenden Strecken ja bestens bekannt sind, für David – als alten Asphaltfresser – gibt's endlich zufriedenstellendes Terrain ;)

Donauradweg - ,,Wenn der Wasserträger zum Tier wird"

Von St. Nikola nach Grein müssen wir mit der für Radfahrer ungemütlichen B3 vorlieb nehmen, aber nach einer erfrischenden Pause im Greiner Cafe/Restaurant "Schinakel", verspricht uns David nun nochmal volles Tempo von Grein bis Perg. Hier führt uns der Weg entlang der Donau-Auen auf dem allseits beliebten Donauradweg und wir wechseln uns im Windschattenfahren regelmäßig ab. Zu diesem Zeitpunkt dürfte der Wasserbeutel in Davids Rucksack bereits wieder etwas geringer geworden sein ;) Ab Laab bei Mitterkirchen übernimmt Uwe die Pace, drückt noch ein letztes Mal in die Pedale und wir erreichen um 17.00 die Bezirkshauptstadt Perg. Ein letztes Beweisfoto wird bei der Ortstafel Perg noch geschossen und nach einem Sprung in den hauseigenen Pool beschließen wir, die Granit-Tour im Gastgarten des ChinaRestaurants „Lucky Bamboo“ als erfolgreich zu begießen. Die launig warme Temperatur sowie anregende Nachbesprechung ließ uns bis tief in die Nacht dort verbleiben. Hiervon gibt es kein Foto =)

 

 

Die Reise war geschafft!